
Erst war es ein Plan, aber vom 8. bis 15. Juni 2024 wurde er Wirklichkeit. Ruedi Brandenberg, Stefan Meier, Hans Rüssli und Martin Pfund vom Kanuclub Brugg paddelten von Digion an der Loire auf dem schönsten, naturbelassenen Fluss im Herzen Frankreichs rund 200 Kilometer bis zum Ort bis Cosne-Cour-sur-Loire. Die Loire ist mit 1004 Kilometer der längste Fluss Frankreichs. Sie entspringt im Massif Central auf 1400 Meter über Meer, fliesst erst nordwärts bis Orléans und anschliessend westlich bis sie in Saint-Nazaire in den Atlantik mündet. Ab Digoin bis Cosne-Cour-sur-Loire fliesst die Loire durch einsame Landschaften. Das bemerkte die vier Paddler, als sie Sonntagabends auf dem Zeltplatz in Diou ankamen. Das Dorf ist als „verschlafen“ im Buch „Loire 1“ (Thomas Kettler Verlag) beschrieben, aber das ist stark untertrieben. Die Bäckerei öffnet erst am nächsten Morgen, das einzige Restaurant des Ortes ist geschlossen und fast kein Mensch ist sichtbar im Dorf, wo jedes zweite Haus (ab 50 000 Franken) zum Verkauf steht. Stefan sprach ein Paar an, das uns auf eine Pizzeria in 8 Kilometer Entfernung verwies. Weil wir mit Seakajaks unterwegs waren, war das für uns unerreichbar. Das Paar fuhr mit ihrem Auto und Stefan zur Pizzeria, welche für 20 Uhr Pizzas versprach. Bei regnerischem, kaltem Wetter mit viel Wind schlotterten wir beim verlassenen Campingplatz vor dem Empfangshäuschen und waren froh, dass pünktlich um 8 Uhr abends der Pizzaservice eintraf. Noch nie hat uns eine Pizza so gut geschmeckt! Am nächsten Tag setzten wir unsere Paddeltour auf dem naturbelassenen Loire fort. Der Fischreichtum, die vielen Kiesbänke, sandige Steilufer und Auenwälder bieten vielen Vogelarten hervorragende Brutbedingungen. Wir sahen Fluss-Seeschwalben, Eisvögel, Grau- und Seidenreiher, Kormorane, Mauersegler, weiter beobachten wir Fischotter und Spuren von Biber. Der Gesang der Singvögel setzte beim ersten Tageslicht ein und endete vor der Nacht. Unser Tagesrythmus wurde bestimmt vom Aufstehen, Frühstück essen, Einkaufen, Zelt zusammenpacken und weiter paddeln. Vor dem Start oder unterwegs kauften wir ein, am Abend stellen wir die Zelte auf, assen wir in örtlichen Restaurants und legten uns schlafen. Insgesamt legten wir rund 200 Kilometer zurück, das macht 37 Kilometer täglich. Kein Wunder, waren wir abends müde und schliefen jede Nacht 8 bis 10 Stunden. Weil das Wetter vom 8. bis 15. Juni tagsüber mit 18 bis 20 Grad nicht zu heiss war und die Loire viel Wasser führte, waren die guten Tagesleistungen möglich. Wer Abenteuer unter freiem Himmel mit einer unendlichen Sternenvielfalt am Nachthimmel sucht, dem sei eine Paddeltour auf der Loire von Digion bis Cosne-Cour-sur-Loire empfohlen. Text Hans Rüssli, Bilder Hans Rüssli und Ruedi Brandenberg.







