Am Samstagmorgen treffen wir uns früh im KCBr Haus mit unseren langen Seakajaks und Gepäck für eine Woche Kajakfahren und Campieren. Die beiden Fahrer Ernst und Fredy begleiten uns die ganze Strecke und fahren uns heute nach Trier; 450 km nach Norden in den grossen Nachbar (auch genannt Kanton): Deutschland. Mit den Seakajaks von Trier nach Koblenz wollen fahren: Remy, Ecki, Monika, Adrian, Hans und Regula. Trocken untergebracht im Kanu Club Haus Trier besichtigen wir die Altstadt von Trier. Hans bemerkt, dass sein sein Kajak nicht dicht ist. Zum Glück taucht der Abwart der Trierer Kanufahrer auf und er ist bereit, den Riss abzudichten. Was er genau macht unter der Aufsicht von Remy bekommt Hans nicht mit. Er hat nämlich keine Zeit, denn er geht mit Regula und Ernst in den Zirkus „Flic-Flac“, der im Ort gastiert.
Wir beginnen am Montag mit der Paddeltour von Trier nach Pölich, zum „Moselherz-Camping“. Das Wetter hat merklich abgekühlt und wir beginnen die Kajakfahrt mit bedecktem Himmel und leichtem Regen. Beim Kilometer-Stand 191 steigen wir ein und freuen uns auf die 22 km Wasserfahrt. Die Kilometer-Schilder am Ufer und die zahlreichen Rebberge begleiten uns. Ab und zu begegnen wir sehr grossen Schiffen ohne Wellengang; die Frachtschiffe fahren weiter hoch und bringen Kohle, Gas, Heizöl und andere Güter. Die erhofften Wellen zum Mitsurfen gibt es nur bei den Personenschiffen. Insgesamt paddeln wir mit der Strömung dem Rhein entgegen, doch die vielen Staustufen bilden stehendes Wasser. In Pöllich erwartet uns Ernst mit frischem Kaffee und er hat schon erste Zelte aufgestellt. Müde freuen wir uns auf eine warme Dusche und ein feines Abendessen. Fredy hatte eine schöne Wanderung unternommen und wir geniessen die angeregte Stimmung durch den Moselwein beim Abendessen. Ernst organisiert für den nächsten Morgen ein nahrhaftes Frühstück mit gebratenem Speck, Rösti und Rührei.
Am nächsten Tag auf der Strecke bis Piesport ist die erste Schleuse zu bewältigen. Wir dürfen mit den Kajaks die Sportbootschleuse benützen. Die erste Bootsrutsche wurde auch ausprobiert und erste Erfahrungen wurden gesammelt. Einige Tücken hat der Bootdurchlass auch. Fazit: Am besten den zweiten Schwall Wasser abwarteten, damit das Kajak nicht dem Wasserschwall davonfährt.
Bei der Moselloreley in Piesport übernachten wir zur Abwechslung in einem Hotel und können durchschwitzte Paddelkleider zum Waschen geben. Vom Zimmerfenster sieht man direkt den Loreley-Felsen, welcher die Mosel zwingt, eine Haarnadelkurve zu machen.
Die nächste Etappe nach Bernkastel-Kues ist kurz. Doch die Gruppe will mehrheitlich weiterfahren und so fahren wir die beiden Etappen an einem Tag – das sind 32 km. Als Ausgleich wird der Donnerstag als Kulturtag definiert, was erst nicht auf einhellige Begeisterung stösst. Doch bei einem Glas Wein am Abend findet auch jede Person einen passenden kulturellen Ausgleich und die entsprechende Gruppe für den „Ruhetag“. Ein Teil der Gruppe fährt mit dem Personenschiff nach Bernkastel hoch und besucht die Stadt oder Schloss Landshut; dannach Weiterfahrt nach Traben Trabach zur Grevenburg, die andere Gruppe macht eine Wanderung. Alle freuen sich an der wunderbaren Fernsicht. Dabei konnte einen Überblick über die nächsten Moselkurven gewonnen werden.
Mit den vollbepackten Autos fahren wir weiter nach Cochum und steigen erst hier wieder mit den Kajaks auf die Mosel. Leider können wir in der vorgesehenen Zeit nicht die ganze Strecke mit dem Kajak bewältigen. Von Cochum sind es 22 km nach Löv und wir übernachten im Hotel Traube an der Mosel. In der Mittagspause besuchen wir ein kleines Städtchen und stärken uns mit jungem Weisswein (genannt Federweisser) und feinem Zwiebelkuchen. Es ist spürbar, dass wir schon etliche Kilometer gepaddelt haben und der Wein macht sich bemerkbar. Das Wetter ist schön, sonnig und warm. Am Samstag ist unsere letzte Kajaketappe nach Koblenz und fahren wir mit den grossen Schiffen in einer grossen Schleuse mit. Es ist beeindruckend, wie breit die Touristenwohnboote sind im Vergleich zu den Schleusen. Wir dürfen ausnahmsweise mitschleusen, weil die Sportbootsschleuse umgebaut wird.
Dies mussten wir uns verdienen, denn wir mussten 1 Stunde warten, bis ein Frachtschiff von unten her in der Schleuse hoch kam. In dieser Zeit plauderten wir und besichtigten unsern Tagesplan der letzten Etappe. Wir fahren durch mehre Dörfer und näheren uns Koblenz mit der grösseren Zivilisation; zugleich verringern sich die Rebberge. Beim Weiterreichen des Tagesplanes macht es Schwupp und der eingeschweisste Plan gleitet ins Wasser. Durchs grüne Wasser sehen wir ihn verschwinden. Vielleicht finden jetzt die Fische ihren Weg neben den Turbinen vorbei? Unser laminierter Tagesplan ist leider nicht schwimmfähig. Doch es ist die letzte Schleuse vor Koblenz und wir finden den Weg auch ohne Plan, immer flussabwärts. Vor Koblenz werden wir umringt von einer Gruppe Motorjachten, welche ihre letzte Herbstausfahrt durchführen. Die Ruhe auf dem Wasser ist vorbei, doch konnte das eine oder andere Mal mit der Welle ein Stück gesurft werden. Mit müden Armen paddeln wir Koblenz entgegen und finden den Steg des Ruderclubs Koblenz zum Aussteigen. Ernst und Fredy warten schon auf uns. Vor Freude wird sogar ein Sprung ins Wasser gemacht. Wir haben unser Ziel erreicht!
Am Sonntag war noch einmal ein Kulturtag und es wurde in 2 Gruppen verschiedene Besichtigungen durchgeführt. Bei den gemeinsamen Nachtessen wurden die Erlebnisse ausgetauscht und auf unsere erfolgreiche Tour angestossen. Montags um 6:30 Uhr ging die Gruppe mit Ernst und dem Bootsanhänger früh zur Bäckerei zum Frühstück, um die weite Reise zurück in die Schweiz auf sich zu nehmen. Wir kamen ohne Probleme zurück, dank unseren Chauffeuren Ernst und Fredy. Und das rote Seakajak vom Präsienten ist unterdessen geschweisst und dicht.
Bilder und Text: Regula Keller