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Kajakfahren auf der Ardèche im Mai 2019

Drei vom Kanuclub Brugg und eine Frau vom Knauclub Schaffhausen – die Präsidentin Ursula Liberato – entschlossen sich, vom 25. Mai bis 1. Juni auf dem französischen «Touristenfluss», der Ardèche, ein paar Tage zu paddeln.

Am ersten Tag starten wir im malerischen Städtchen Balazuc im Déparement Ardèche. Die Sonne scheint, die Luft ist heiss, die senkrechte Felswand am gegenüberliegenden Ufer verstärkt diesen Eindruck noch. Vor uns liegt ein kleines bescheidenes Flüsschen, die Ardèche. Sie führt am 26. Mai Niedrigwasser und die Brücke, unter der wir stehen, wirkt mit ihren massiven Pfeilern viel zu wehrhaft. Bereits hier sehen wir, was uns auf unserer gesamten Reise begleiten wird: Bei Niedrigwasser liegen die unterspülten Felswände nur wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel. Nach einem kurzen Einpaddeln geht es los, durch die ersten rauschenden Stromschnellen. Wobei heute bei dem wenigen Wasser die Frage im Vordergrund steht: «Wie kommen ich durch, ohne aufzusitzen?». Die Ardèche schlängelt sich durch das Tal. Mal fällt das Ufer sanft ab und Bäume spenden Schatten, es ist angenehm und kühl, mal fällt das Ufer steil ab und es ist heiss. Die Sonne brennt gegen senkrechten Felswände, die Wasseroberfläche ist spiegelt, die Hitze drückt. Zumeist ist die Ardèche an diesem ersten Tag jedoch relativ breit und wird von Bäumen gesäumt, welche uns Schatten spenden. Zwischendurch gibt es Stromschnellen, wir durchfahren sie und setzen das eine oder andere Mal auf. Der Fluss ist manchmal zu breit und das Wasser zu wenig tief. Im Unterwasser spielen wir etwas mit dem Kehrwasser, bis wir weiterziehen. Die letzten Kilometer ziehen sich an diesem Tag, obwohl wir die Mündung des Chassazac bereits passiert haben, die Strömung ist schwach. Beim gemeinsamen Kochen und Essen geht der erste Tag zu Ende. 

Hier unter Balazuc fliesst die Ardèche gemütlich
Hier unter Balazuc fliesst die Ardèche gemütlich.

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück steigen wir vor unserem Zeltplatz «La Plaine» in Ruoms in die Kajaks. Hier, wo das Wasser gestern spiegelglatt war, bilden sich heute kleine Wellen, das heisst, der Wasserstand ist  höher als gestern. Der Wind weht uns in Gesicht, als wir das Ufer verlassen. Vier Staustufen sind heute zu überwinden, das heisst, es gibt viel flaches Wasser. Dazu werden wir immer wieder wir durch heftige Winde flussaufwärts getrieben. Die erste Staustufe erreichen wir nach einer intensiven Paddeletappe. Wir steigen aus und besichtigen die erste Rutsche.

In den Wellen bei der Pont d'Arc
In den Wellen bei der Pont d’Arc

 

So ganz geheuer ist uns die Situation im Unterwasser nicht, ist dort ein Stein am Ende der Rutsche? Wir wissen es nicht und so beschliessen wir, unter grossem Protest unseres Ältesten – der auch Präsident vom Kanuclub Brugg ist – die Rutsche zu umtragen. Nach der nächsten Kurve weitet sich das Flussbett auf. Kleine Kiesbänke und Wasserstrassen wechseln sich ab. Wir manövrieren durch das Labyrinth, immer auf der Suche nach einer Fahrrinne. Hohe Felswände und der Lärm des Verkehrs oberhalb der Strasse werden für die nächsten Stunden unsere Begleiter sein. Dennoch, der Fluss lädt mit seinen Kiesbändern und dem sich hindurchschlängelnden Wasser heute zum Paddeln ein.

Hier kommt Joel die Rutsche runter.
Hier kommt Joel die Rutsche runter.

 

Doch schon bald spüren wir die Auswirkungen des nächsten Wehrs. Der Fluss wird breit und die Strömung langsamer. Der Wind schläft ein und am frühen Nachmittag scheint die Sonne mit voller Kraft. Die Bäume spenden hier am Ufer wenig Schatten, zu dicht ist das Unterholz entlang des Flussufers. An der nächsten Staustufe gibt es kein Halten mehr, was Touristen können, können wir schon lange und so nimmt der Erste ohne zu zögern die Rutsche. 

Hier sind wir in der Schlucht von Ruoms Richtung Vallon Pont d' Arc.
Hier sind wir in der Schlucht von Ruoms Richtung Vallon Pont d‘ Arc.

 

Auf einer kleinen Insel unterhalb des Wehres machen wir Mittagspause. Eine Kolonne von Touristenbooten zieht vorbei. Im Zickzack, mal vorwärts, mal rückwärts, sich um die eigene Achse drehend und mit viel Geschrei fahren sie den Fluss herunter. Noch eine letzte Staustufe und wir haben es geschafft. Meine Kameraden hören auf zu paddeln. Warum? Jetzt nimmt die Strömung langsam wieder zu.

Die Kalksteinfelsen sind mal hoch mal niedrig im Nationalpark Ardèche.
Die Kalksteinfelsen sind mal hoch, mal niedrig im Nationalpark Ardèche.

 

Eine Gruppe von Touristenbooten ist oben auf dem Stausee. Aufgereiht an einer imaginären Perlenkette, stürzen sich die knallgelben Boote die Rampe hinunter, schlagen auf und fahren weiter. Wo bleibt da das Spektakel auf dem Fluss? Endlich kommen die ersten grösseren Schwalle. Voller Freude fahren wir mit unseren Booten hindurch. Bald werden wir am Pont d’Arc angelangt sein. Die berühmte S-Kurve steht uns noch bevor. Ob sie bei Niedrigwasser befahrbar sein wird? Es hat genügend Wasser. Vor uns liegt ein wunderbares S mit vielen kleinen Kehrwassern. Vor lauter Freude über die weisse Gischt schiessen wir durch. Untern angekommen spielen wir noch etwas in den Wellen. So ein schönes Wildwasser hatten wir auf dieser Tour noch nicht. Und nebenbei retten wir auch noch gekenterte Franzosen.

Pont d'Arc1

Vor uns liegt der Pont d’Arc, das ist beeindruckende Kalksteinbrücke von 150 Meter Höhe, unter der sich die Ardèche jeden Tag tiefer ins Gestein frisst. 

 

Joel spielt mit den Wellen unmittelbar vor der Pont d'Arc.
Joel spielt mit den Wellen unmittelbar vor dem Pont d’Arc.

 

Am Abend begleiten uns die ersten Gruppen von Touristenbooten zum Ausstieg. Sie werden uns morgen zu Hunderten begleiten.

Früh morgens stehen wir auf und fahren zum Pont d’Arc und vor uns steht die längste Etappe von 27 Kilometern. Noch ist es kühl. Erst einige wenige Touristen haben sich an den Pont d’Arc verirrt. Noch gehört der Fluss uns allein. Doch zuerst müssen wir die Autos umstellen. Wir laden die Kajaks ab und fahren durch eine malerische Landschaft. Die steile und kurvenreiche Strasse ist gesäumt von kleinen, struppigen Bäumen und Gebüsch. Zwischendurch erhaschen wir von der Hochebene einen Blick in die Tiefe. Da unten schlängelt ist die Ardèche durchs Gebirge.
Es ist noch angenehm kühl, als wir unmittelbar vor dem Pont d’Arc in unsere Kajaks steigen und losfahren. Vorbei an imposanten, 100 bis 200 Meter hohen Felswänden, in denen wir immer wieder Höhleneingänge sehen.
Über kleine Stromschnellen dringen wir immer tiefer in die Schlucht ein. Der Wind nimmt zu. Mal peitscht er uns die Gischt ins Gesicht, mal stösst er uns sanft vorwärts, je nach Drehung der Ardèche. Hinter jeder Flussschlaufe wartet eine neue Überraschung auf uns. Mal sind es die Felswände, welche durch Wasser und Wind zu bizarren Formen geformt wurden. Dann wieder eine Schulklasse, die mit ihren gelben Kanadiern, aufgereiht wie kleine Entchen, dem Führer hinterherfahren. In jedem Kehrwasser und nach jeder Stromschnelle sind Führer posiert, welche die kleinen Kapitäne falls notwendig herausfischen. Wir paddeln mit gebührendem Abstand an ihnen vorbei. Um die nächste Kurve. Immer mehr kleine Schwallstrecken tauchen vor uns auf. Immer dichter stömt der Fluss an unterspülten Felswänden vorbei. Die Felswand im Auge behaltend, schiessen wir über die Wellen, um uns auf ruhigen Abschnitten von der malerischen, aber gewaltigen Landschaft beeindrucken zu lassen. Der Vormittag macht uns richtig Spass. Der Fluss wird spannender. Grössere Steine und ausgedehnte Kiesbänke tauchen auf. Von weitem hören wir das Rauschen der nächsten Stromschnelle. Die Strömung nimmt langsam zu, kleine Schaumkronen tauchen vor uns auf. Mit ein paar Paddelschlägen bugsieren wir unsere Boote um die Steine herum und halten uns in der Strömung.

Regula und Ursula

Zur Mittagspause haben wir die halbe Strecke hinter uns gebracht.

 

Das ist die Felsformation La Cathèdrale welche 150 Meter über dem Flussufer ragt.
Das ist die Felsformation La Cathédrale, welche 150 Meter über dem Flussufer aufragt.

 

Die Felsformation «La Cathédrale» reckt sich imposant vor uns in die Höhe, die Steine auf ihrer Spitze wirken winzig. Zur Mittagszeit sind auch die Touristenboote zu Hunderten unterwegs. Mal durchfahren die Boote die Stromschnellen mit Passagieren und mal ohne. Kopfschüttelnd fahren wir durch den Haufen der Plastikboote.

 

 

Ein Kajak ist winig in der riesigen nicht enden wollenden Schlucht.
Ein Kajak ist winzig in der riesigen, nicht enden wollenden Schlucht.

 

Erschöpft von den 27 Kilometern und glücklich fahren wir am Abend aus der Schlucht hinaus. Heute wird nicht gekocht. Heute werden wir auswärts essen gehen, das haben wir uns verdient. Die Prognose für die kommenden Tage sieht nicht gut aus. Der Wasserstand auf dem Chassazac sinkt so tief, dass wir die Tour absagen müssen. Entspannen ist angesagt.

Joel will auch beim Lesen sein neues Lettmann-Boot geniessen und sitzt hier offenbar bequem.
Joel will auch beim Lesen sein neues Lettmann-Boot geniessen und sitzt hier offenbar bequem.

 

Text Joel Darbre
Bilder Joel Darbre, Ursula Liberato, Regula Keller