Vom 9. bis und mit 16. Juli 2023 umrundeten Ruedi Brandenberg, Corinne Fry, Stefan Meier, Martin Pfund und Hans Rüssli den Bodensee mit Seakajakbooten. Die Umrundung misst ohne den Untersee und den Überlingersee rund 200 Kilometer. Start und Ziel war das Strandbad Steckborn. Vor dem Start stellten wir uns die Frage: Werden wir das schaffen?
Gemütlicher Start
Am ersten Tag fuhren wir mit Pack und Sack zum Strandbad Steckborn, die Boote wurden abgeladen und gepackt, Autos konnte man gegen Gebühr auf dem Parkplatz stehen lassen. Die individuelle Bezahlung von Übernachtung und Essen wurde von Corinne notiert, abgerechnet wurde am Ende. Für das Abendessen fuhren „Zum Schiff“ in Mammern, wo wir bei einem guten Nachtessen die Tour einläuteten. Anschliessend schliefen alle tief in der Herberge Strandbad Steckborn, am Morgen gab es zwar Klagen über Schnarcher, die Schuldigen konnten leider nicht eruiert werden.
Los gings mit Regen und Hagel
Während des Morgenessens im Trockenen ging draussen ein ordentlicher Hagelsturm nieder. Beim lospaddeln Seeaufwärts regnete es noch leicht. Nach 15 Kilometer entdeckte die Gruppe am linken Ufer das schattige Restaurant „Kuhhorn“, welches zu einem Halt verlockte. Nach einer Ess-, Trink- und Ruhepause paddelte man weiter bis nach Konstanz und bis zum Campingplatz Bruderhofer, wo nach 25 Kilometer paddeln alle ihre Zelte aufstellten. Anschliessend brachen wir hungrige Paddler auf zum Ortsteil Staad, wo man auf ein gutes Abendessen hoffte. Aber die Restaurants waren entweder geschlossen oder ausgebucht. Die Lösung lautete: Mit der Fähre über den Bodensee nach Meersburg fahren und dort Pizza essen. Satt und müde ging es mit Fähre und zu Fuss zurück zu den Zelten.
Ein Sturm braucht über unsere Zelte
Beim Frühstück auf dem Zeltplatz kam die Idee auf, entgegen dem Plan den Bodensee zu überqueren und am deutschen Ufer entlang bis zum Campingplatz Friedrichshafen Fischbach zu paddeln. Wir starteten bei angenehmen 20 Grad und landeten am frühen Nachmittag bei heissen 35 Grad Celsius beim Campingplatz Fischbach bei Friedrichshafen. Bis zur Öffnung der Rezeption ruhten wir uns unter den schattigen Bäumen aus, nur Stefan suchte und fand trotz Hitze im Dorf ein Café. Nach dem einchecken stellen wir die Zelte angesichts des angekündigten Sturms stabil auf. Als alle in den Schlafsäcken waren, krachten die ersten Blitze. Stefan stand auf, rüttelte Ruedi aus dem Zelt, da er ihn neben einem Baum in Lebensgefahr wähnte, Ruedi fühlte sich aber in Sicherheit. Opfer gab es keine ausser abgebrochener Äste.
Grosser Schrecken! Alles Geld ist weg!
Am Morgen war es kühl und windig. Das nächste Ziel lautete Park-Camping Lindau, das hiess 31 Kilometer paddeln bei Gegenwind und hohen Wellen. Das zehrte an den Kräften und so fiel der Entschluss, in Langenargen einen Pausenstopp einzulegen. Am Hafen stand ein Pizza-Container, der jedoch aktuell eine Pizza-Pause hatte. Gestärkt mit Cannoli, das sind sizilianische Rollen mit Schokolade gefüllt, ging es wieder los. Die Kräfte schwanden, das Tagesziel wurde nicht erreicht uns so landete man beim Camping in Wasserburg. Bei der Ankunft gab einen grossen Schrecken: Martin vermisste seit der Pause in Langenargen sein Geld, sein Händy, seine Kreditkarte und seinen Ausweis, alles gepackt in einen gelben wasserdichten Sack! Was tun? Ein hilfsbereiter Camping-Nachbar fuhr Martin, begleitet von Corinne, nach Langenargen, um die Polizei zu alarmieren, das Fundbüro aufzusuchen oder am Hafen zu suchen. Zuerst fuhr die drei an den Hafen – und was stand unberührt auf der Hafenmauer? Der gelbe Sack mit sämtlichem Inhalt! Martins Freude war gross – er machte einen Freudensprung! Abends im Restaurant Eulenspiegel spendierte Martin aus lauter Freude über das rasche Finden von Geld, Ausweis und Händy der ganzen Gruppe das Nachtessen .
Zwei Stunden warten auf den Hamburger
Beim Frühstück beschlossen wir einstimmig, erst nach der touristischen Stadt Lindau zu fahren und dann den Bodensee Richtung Rheinspitz zu überqueren. Nach rund 30 gepaddelten Kilometer kam man am Campingplatz Idyll in Altenrhein an. Beim Zelten aufstellen trat der Schreiber in einen in den Boden gerammten Zelthering, Ruedi desinfizierte und verpflasterte rasch die Wunde. So konnte man trotzdem den 20-minütigen Marsch zu Restaurant Jägerhaus unter die Füsse nehmen. Stefan hatte dort vor 15 Jahren ausgezeichnet gespeist. Eine Menge Leute wartete bereits an Tischen unter Obstbäumen, man hiess auch uns willkommen. Der Geheimtipp erwies sich als Reinfall. Erst nach nahezu zwei Stunden wurde das Menü – Burger und Pommes – serviert. Die sichtliche überforderte Wirtin reagierte auf unsere Reklamationen mit tausend Ausreden.
Die grosse Hitze
Der nächste Tag begann mit einem guten Frühstück auf einem Tischtennis-Tisch, einer langen Fahrt bei schönem, aber zunehmend heissem Wetter nach Romanshorn, wo man sich in der Badi erfrischte. Wer wollte, kaufte im Kanushop ein. Weiter führte die Paddelreise zum ausgebuchten Camping Seehorn in Egnach, wo wir unsere Zelte auf dem am Morgen reservierten Platz aufschlugen. Im Restaurant Seehuus assen wir ausgezeichnet, hier betrug die Wartezeit kurze 26 Minuten statt zwei Stunden wie am Vorabend. Morgens frühstückten wir mit frisch zubereitetem Espresso direkt neben den beladenen Booten am See. Bei grosser Hitze paddelten wir dem See entlang bis nach Güttingen, wo uns das Restaurant „Schiff-li“ direkt am See rettete. Weiter ging es bei grosser Hitze Richtung Kreuzlingen, wo wir auswasserten und die Boote zur Jugendherberge zogen. Nach einem Nachtessen im Restaurant „Alti Badi“ legten wir uns für einen gepflegten Schlaf in die bequemen Betten der Jugi Kreuzlingen.
Ziel erreicht in Steckborn
Nach einem ausgiebigen Jugi-Frühstück paddelten wir die restlichen 20 Kilometer zurück nach Steckborn, nicht ohne den obligatorischen Halt beim Kuhhorn im Tägermoos bei Tägerwilen. Mit zunehmender Hitze erreichten wir Steckborn, wo wir uns gegenseitig zu unserer Bodensee-Umrundung gratulierten. Die Abrechnung ergab, dass die Paddeltour 625 Franken je Kopf gekostet hatte, was in bar, per Überweisung oder per Twint untereinander ausgeglichen wurde.
Hans Rüssli