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WW-Tour Auffahrtswochenende 2023

Text und Fotos: Fredy

Dieses Jahr wollten wir über Auffahrt vom 18. – 21. Mai wieder einmal ins Val Sesia nachdem im letzten Jahr kein Wasser vorzufinden war. Leider waren auch dieses Jahr die Flussbette so trocken wie ein Knäckebrot und so lohnte sich die lange Anfahrt nicht. Stattdessen zeigte der Osten der Schweiz und Österreich schöne Wasserstände nach ausgiebigen Regenfällen und der Wetterbericht sagte sogar sonnige Tage voraus.

Obere Sitter

Die Beteiligung war allerdings so mager wie das Wasser im Val Sesia. Nur Marius wollte/konnte die ganze Zeit mitkommen. Andres konnte nur am 1. Tag und musste Freitags wieder arbeiten.

Auf dem Weg in den Osten machten wir zuerst bei der Sitter halt und befuhren den oberen Abschnitt ab Appenzell bis zur Holzbrücke bei Hasle. Die Sitter startet in Appenzell als Feld und Wiesenfluss und maändriert sich dann durch kürzere Schluchtpassagen aus Nagelfluhgestein und frisst sich allmählich in ein tiefes Tobel hinein. Der schwierigkeitsgrad bewegt sich die meiste Zeit im III+ Bereich bei den 10m3/s die wir vorfanden. Es hat leichte Verblockungen, schöne Schwälle, ein paar kleine Stufen und hübsche Kehrwässer und Prallpolster zum Spielen. Nur in der Streckenmitte gibt es eine kürzere IVer Passage mit 4m-Hochstart, welche aber eine etwas umständlichere Umtragung erfordern würde für schwächere Fahrer. Es wäre eine wunderbare Clubtour mit Exkursionscharakter 🙂 Ganz zum Schluss gibt es noch ein Wehr wie bei der Urnäsch, das man auch rückwärts runterfahren könnte direkt in den Surfmodus 😉 Wir sind es ganz links runtergerutscht. Vorher Aussteigen geht natürlich auch.

Einfahrt in die Waldschlucht der oberen Sitter
In der Waldschlucht
Marius in der ersten Schlüsselstelle
Sicht in die zweite Schlüsselstelle
Andres booft sich durch die zweite Schlüsselstelle
Kleine Stufen und ruhige Passagen im unteren Teil der Waldschlucht
bezaubernde Landschaft
Marius im Abschlusswehr

Andres hat uns dann nach dieser Fahrt, die nur anderthalb Stunden dauerte, wieder verlassen. Marius und ich sind in einem Auto weitergezogen in Richtung Ötztal. Die Hoffnung war die Brändy (Brandenberger Ache) befahren zu können. Der Pegel war leider schon wieder auf stetigem Sinkflug und wir waren unsicher ob das für den nächsten Tag reichen würde. So machten wir auf unserem Lieblingscamping in Längenfeld im Ötztal halt. Am Abend gab es noch einen schnellen Run mit ÖV-Shuttle auf der Köfelserstrecke bei 182cm. Spassig wie immer, auch bei leicht weniger Wasser als wir oft im Herbst haben. Die Sünderalm ist ein weiterer Klassiker bei unseren Ötztalbesuchen. So war es schon klar wo wir unser Nachtessen einnehmen würden. Die war dieses Mal bis zum oberen Stock! voll, was wir noch nie erlebt hatten.

Brandenberger Ache

Am nächsten Tag fanden wir heraus, dass der Sinkflug der Brändy sich verlangsamt hatte und es doch noch einen Pegel zwischen Niedrig- und Mittelwasser vorhanden war (54cm). So fuhren wir noch 1 Stunde weiter nach Osten. Das Tal der Brandenberger Ache hat nicht so hohe Berge wie im Ötztal, trotzdem ist es tief eingeschnitten und die Ache fliesst durch verschiedene Schluchten. Die hinterste Schlucht ist die Kaiserklamm, die sehr kaiserlich daherkommt und wir unbedingt paddeln wollten. Nach einer Besichtigung vom Klammsteig und Einprägen aller Stellen (ca. 7), denn man kann wegen den senkrechten Wänden nicht mehr Anhalten und Stellen besichtigen, wenn man mal in die Schlucht eingefahren ist, sattelten wir unsere Boote auf die Schulter und spazierten durch den Wald kurz vor den Schluchteingang.

Beim Besichtigen der Kaiserklamm
Senkrechte Wände erfordern einen Tunnel für die Fussgänger
Mittendrin in der Klamm

 Die erste Stelle haben wir uns dann doch nochmals genauer angeschaut. Eigentlich war sie einfach zu fahren. Es stellte sich aber heraus, dass da noch 2-3 Stoppersteine im Weg lagen, die wir vorher nicht wahrgenommen hatten. Um auf der richtigen Linie zu bleiben für den 2ten Rapid, hätte man sich sicher sein müssen, diese überfahren zu können. Die Gefahr bestand, dass man davon abprallen könnte und so auf die rechte, gefährliche Linie geleitet würde, oder sogar eine Eskimorolle hinlegen müsste, die einem noch schlimmer ins Schlamassel reiten würde.

Wir entschieden uns daher für eine kurze Umtrage und der Traverse auf die andere Seite zur guten Linie. Rapid Nr. 2, ein wuchtiger Abfall der rechts eine unschöne Unterspülung und Rücklauf aufwies, befuhren wir wie geplant auf der linken Linie, die uns direkt in die dritte Stelle führte, welche mir am meisten Sorgen bereitete. Durch den eher niedrigen Wasserstand kamen hier einige Steine zum Vorschein, die bei Mittelwasser überspült wären. So bildeten sie eine steckgefährliche Verblockung im Hauptwasser. Die Chickenlines links und rechts sahen auch nicht so schön aus. Unsere pragmatische Linie war dann die rechte Seite, mit Schwung auf einen flachen Stein rauf und sich von dort runterplumpsen lassen.

Rapid Nr. 2 (linke Linie ist aus dieser Sicht rechts, knapp links am Stein im Kehrwasser vorbei)
Die dritte Stelle, die wir aus dieser Ansicht links über den überspülten Stein gefahren sind.

Nachdem dies geschafft war, konnten wir die restlichen Rapids und Drops geniessen, da keine schlimmen Gefahren mehr lauerten. Bei der Abschlussstufe nochmals konzentriert anfahren um nicht im Rücklauf zu landen, was aber ohne Probleme gemeistert wurde. Eine kurze aber sehr eindrückliche und wunderschöne Klamm!

Tolle ausgewaschene Felsen – hier ist das grösste Gefälle (sieht man aus dieser Perspektive nicht)
Die engste Stelle der Klamm
Der Abschlussfall – danach lassen die Schwierigkeiten nach

Nach dem Kickstart mit WW V, liessen wir uns auf WW II für die nächste halbe Stunde bei bestem Sonnenschein runtertreiben. Hier war das Flussbett offen und die Strasse nah. Wir entschieden uns einfach mal weiterzupaddlen und dann später zu schauen, wie wir wieder ein Shuttle zu unserem Auto bekommen. Es hatte viele Paddler im Tal, so schien uns die Chance gross, dass uns jemand mitnehmen würde.

Bei Pinegg erhöhten sich dann die Schwierigkeiten wieder (WW III – IV). Eine kleine Eingangsstufe führte in die nächste Klamm, die aber viel breiter war als die Kaiserklamm und praktisch nur Flachwasser enthielt. Nach der kurzen Pinegger folgte die längere Wiesklamm, welche sehr abwechslungsreiches, leicht verblocktes WW III – IV in einer Felsenlandschaft bot, die ein wenig an die untere Verzasca erinnerte. Rundgeschliffene Felsformationen prägten die Schluchtwände. Es wäre was für eine tolle Clubtour, wenn die Brändy nur nicht so weit weg wäre.

Die Pinegger-Stufe
In der kurzen Pinegger-Klamm
Die Wiesklamm
Marius geniesst die Felsenlandschaft der Wiesklamm

Nach einer kurzen Öffnung kam schon die vierte Schlucht, die Tiefenbachklamm. Sie ist die längste der Klammen und dem Namen voll gerecht, sehr tief im Tal. Die Strasse verläuft weit oben. Es gibt zum Glück auch hier ein Wanderweg und einige Seilbrücken, die einem das Erkundigen der Stellen und allenfalls ein Umtragen erleichtern. Die erste Hälfte bis zum „Strahl“ ist durch einfach zu scoutende Abfälle im WW IV Bereich geprägt. Ich war mal vor 11 Jahren bei Hochwasser auf diesem Abschnitt und erkannte ihn nun nicht mehr. Damals sah man keine Abfälle und Steine mehr, es gab nur riesen Wellen und die eine oder andere zu umschiffende Walze. Der „Strahl“ ist eine ziemlich deftige Ver-Stelle, welche gerade bei wenig Wasser zu einem Schlitz mit Rücklauf wird. Wir haben links über den Pfad umtragen. Bis zum Pfad hoch ist es etwas mühsam, da sehr schlipfig.

Typische Stelle in der Tiefenbachklamm
Der Strahl von oben gesehen

Nach dem „Strahl“ gibt es ein Couloir durch das man wieder runter zum Fluss kommt. Nach einigen weiteren IVer-Stellen kommen die nächsten 2 Rapids, die unbedingt angeschaut werden müssen. Zuerst der Maiergumpen. Ein felsiger Buckel der leicht überspült ist und die schnelle Strömung in 2 Kanäle aufteilt. Der linke Kanal endet direkt in einer Unterspülung in der Felswand, der rechte führt zu einer 2m hohen Stufe, deren linke Seite auch unterspült sein könnte. Jedenfalls gab es da schon einen Unfall. Wir wollten natürlich keine der Varianten ausprobieren, darum scouteten wir sorgfältig. Die „sichere“ Linie zielt direkt auf den Felsbuckel rauf um zwischen den beiden Haupströmungen den Buckel hinunter zu rumpeln. Es war nur nicht so sicher, ob wir uns auf der Linie halten würden 🙂 Dummerweise hat es gerade in der Anfahrt eine tiefe Mulde, welche in eine Faltung übergeht, die den Bootspitz schnell in die eine oder andere Richtung ablenken könnte. Leichte Nervosität machte sich bei mir breit, aber ich war mir auch sicher, dass klappen würde. Wir beide meisterten den Maiergumpen ganz nach Plan.

Nach dem Strahl
Geologie vom Feinsten in der Tiefenbachklamm
Marius befährt ein Genuss-Hupferl
Der Maiergumpen von der Brücke gesehen – die Ideallinie führt im Bild links über den flachen Fels
Der Maiergumpen auf Wasserhöhe – schön sichtbar ist die Mulde in der Anfahrt

Hier trafen wir auf unsere Shuttle-Kameraden, 2 Kajaker vom Kanu Club Zug (Flo und Joe), welche auch nur mit einem Auto unterwegs waren, aber einen Shuttle-Driver dabei hatten. Ihr Auto wartete schon beim Ausstieg – wie praktisch für uns 🙂 Wir durften auch ihre Linien am Gumpen bewundern. Sie waren allerdings nicht so erfolgreich und landeten je in einem der Kanäle. Beide Varianten luden nicht zum Nachahmen ein, verliefen aber zum Glück glimpflich.

Idyllische Landschaft nach dem Gumpen
Einfahrt in den Silberkatarakt

Grad darauf folgt die Kernstelle (ausgenommen dem Strahl) der Tiefenbachklamm. Sie wird Silberkatarakt genannt. Der Katarakt besteht aus zwei Teilen, dem hufeisenförmigen Eingangsstufenbereich mit nachfolgender Längsrippe, die den Fluss aufteilt und kurz vor dem zweiten Teil wieder verschwindet, und dem Abschlussbereich, der von der Mitte bis Rechts diverse Linien über Stufen bietet und auf der linken Seite mehrere Längsrippen eine gestufte Rampe bilden. Dann geht die ganze Strömung in eine scharfe Linkskurve und zum Abschluss gibt’s noch ne nette Walze bevor man in einen Felsenkanal mit senkrechten Wänden mündet.

Der Silberkatarakt in seiner ganzen Länge
Der obere Teil des Silberkatarakts
Der untere Teil des Silberkatarakts

Wir haben uns für die Linie „rechts – rechts“ entschieden: Einfahrt über einen der rechten Abfälle und dann weiter rechts bleiben, kurzer Halt in einem kleinen Kehrwasser, bevor wir dann im zweiten Teil ganz rechts der Wand entlang über einen Double-Drop gebooft sind. Die nette Walze blieb nett und liess uns in die Klamm hinein passieren. Es gab bald wieder einen scharfen Rechtsknick mit rückläufiger Stufe. Sie machte uns aber kein Probleme und weiteren 100m senkrechten Felswänden spuckte uns die Klamm wieder aus. Der Rest bis zum Ausstieg war leichtes WW III. Beim Ausstieg wurden wir durch eine feiernde Familienbande mit Sekt und Kuchen empfangen. Österreichische Gastfreundschaft auf höchstem Niveau. So schliessen wir immer gerne eine Tour ab 🙂

Marius und Fredy im unteren Teil des Silberkataraktes
Der Abschluss der Tiefenbachklamm
Beim Ausstieg

Ötztal

Nach dem Shutteln mit den Zugern gings zurück zum Basecamp im Ötztal. Auf dem Weg zurück kontaktierte ich noch eine Freundin, die kürzlich mit ihrem Mann ein Apparthaus mit Restaurant eröffnet hatte. Das Restaurant wollten wir uns mal näher anschauen. Wir wurden positiv überrascht – Gastronomie von höherem Niveau. Neben der erhöhten Aussicht aufs Tal ist auch der Innenbereich ein Hingucker und die Tirolerspezialitäten übertreffen sogar die Sünderalm.

Auf dem Burgstein – nativo apart
Aussicht ins Ötztal

Während dem Essen konnten wir Andres via soziale Medien die Vorzüge des Ötztals schmackhaft machen. So machte sich Andres am Samstag früh morgens auf um uns beim Einstieg der Mittleren Ötz – ein Klassiker – zu treffen. Die rasante und wie üblich Adrenalin fördernde Fahrt auf der Mittleren bei Pegel 187cm haben wir ohne Zwischenfälle überstanden. Ein kleiner Lunch stärkte uns für die Wellerbrückenstrecke auf der alljährlich im Herbst, früher die Sickline, heutzutage die Ötz-Trophy abgehalten wird. Ein kurzes steiles Stückchen, das schon in einem Clubbericht und Video vom letzten Jahr Erwähnung fand, und noch mehr Potential für die Adrenalin-Produktion bietet.

Nachdem wir unsere Boote zum Einstieg hochgetragen hatten und begannen die Strecke zu inspizieren, stellten wir mit Überraschung fest, dass der Abschluss sich drastisch verändert hatte. Leider nicht zum Guten. Es ist nun einiges schwieriger geworden eine gute und auch sichere Linie durch Minus-1 und Champion Killer zu fahren. Dar Abschlussfall hat sich gut einen halben Meter abgesenkt und so den Pool davor eliminiert und durch Walzen und Steine ersetzt. Es waren auch keine anderen Paddler am Fahren, wie man das sonst so antrifft. Die neue Kombi war uns bei dem Pegel einfach zu knackig (oder anderst gesagt, wir hätten die Adrenalinmenge nicht verkraftet) und so sind wir nach dem Fall eingebootet und wieder zum Auto zurückgepaddelt.

Die Crux der Ötz-Trophy
Anfahrt auf den Champion-Killer

Etwas frustriert haben wir beraten was wir sonst noch paddeln könnten. Ein Blick auf den Paddel-Radar (Rivermap.org) zeigte uns, dass auf dem Heimweg die Sanna in gutem Fluss ist. Andres und Marius waren da noch nie drauf, und ich schon Ewigkeiten nicht mehr. Da meine Energiereserven schon ziemlich aufgebraucht waren, fand ich diese Idee begrüssenswert.

Sanna

Die Sanna beginnt beim Zusammenfluss von Rosanna und Trisanna und mündet bei Landeck in den Inn. Eine ca. 1-stündige Strecke im WW III-IV Bereich. Mit viel Spielen kann es gut auch 1.5 Stunden werden. Zum Spielen gibt es einiges. Viele Surfewellen, kleine Walzen und massenhaft Boofsteine (Pegel= 226cm) bieten viel Spass und Abwechslung. Es geht immer recht kontinuierlich talwärts und bei Pians legt es für 300m noch einen Zacken zu. Ich hatte ganz vergessen, wie spassig die Sanna ist. Auch sie wäre ein super Kanditat für eine Clubtour. Ich mag mich erinnern, dass Stuti vor vielen, vielen Jahren (er hatte noch Haare auf dem und Flausen im Kopf) ein Sommerlager in Landeck organisierte und wir jeden Abend vor dem Essen die Sanna runtergedüst sind – so gut ist sie.

Den Sonntag haben wir uns zur Erholung geschenkt und haben frühzeitig die Heimfahrt angetreten.